Eine Graswurzel-Kampagne wie die „Grüne Netzfeuerwehr“ von Bündnis90/Die Grünen, linksaktiv.de – die Kampagne der Linkspartei oder die Plattform „Connect 17“ der CDU: Die Bundestagswahl wird auch in den sozialen Medien entschieden und die Parteien bereiten sich mit aufwendigen Online-Strategien gezielt vor.
So nutzt beispielsweise die SPD Jugendbilder ihrer Parteispitze um Nähe herzustellen, die AfD polarisiert mit einer Facebook-Kachel, auf welcher die Parteivorsitzende mit Baby abgebildet ist. Folgt man beispielweise Robert Heinrich, dem Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen bei Bündnis90/Die Grünen, so ist Social Media ein zentraler Zugang zu den Wählerinnen und Wählern bei der Bundestagswahl 2017. Und die neuen Medien bieten einen ganz anderen Zugang zum Wähler. Ein Wahlkampf 2017 ohne Twitter, Facebook und Co. ist gar nicht mehr vorstellbar. Wie bewegen sich die deutschen Parteien auf diesem Terrain?
Die Deutschen Parteien auf Social-Media
Die Union
Die CDU hat mir ihrem Claim #fedidwgugl ordentlich für Aufmerksamkeit gesorgt und die Hauptbotschaft „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ platziert. Im digitalen Wahlkampf der Union dürfte der Kanzlerin eine zentrale Bedeutung bekommen. Besonderheit. Die CDU hat gemeinsam mit der Jungen Union die Plattform „Connect 17“ gestartet, um Wähler auf allen Kanälen zu erreichen und zu mobilisieren. Ein Ziel dieser Plattform ist die Unterstützung des Kandidaten vor Ort, Unterstützung bei Auftritten der Kanzlerin und neue Formate des Bürgerdialogs, wie zum Beispiel Tür-zu-Tür-Wahlkampf mit einer App.
Die CSU setzt bisher vor allem auf bekannte Gesichter und gekonnte Inszenierung. Auf Facebook verbreitet die Partei Zitate und Stellungnahmen von Parteichef Horst Seehofer, Generalsekretär Andreas Scheuer und Spitzenkandidat Joachim Hermann. Die CSU ist in den sozialen Netzwerken sehr aktiv. Beispielsweise über die Community „Freunde für Bayern“. Die Inszenierung des Bayernplans auf Instagram ist ein Paradebeispiel. Das zur Vorstellung des Bayernplans veranstaltete CSU-Bürgerfest wurde hier in Bild und kurzen Filmbeiträgen professionell medial begleitet. Neben den Bildern wurden plakative Botschaften, Moderation und Emojis zur Veranschaulichung eingesetzt.
Insgesamt setzt die CDU wie die CSU darauf, dass der Wahlkampf 2017 moderner und vernetzter wird als zuvor.
Die SPD
Zentraler Kanal für die deutschen Sozialdemokraten ist Facebook. Mit einem festen digitalen Team von acht Mitarbeitern, welches laut Pressestelle noch anwachsen soll, gehen sie in diesem Bereich in die Bundestagswahl. Gute Erfahrungen hat die SPD zudem mit Google-Ads, gekauften Werbeanzeigen, gemacht. Diese hatte die Partei schon 2013 gezielt eingesetzt und möchte auch 2017 damit punkten. Besonderheit ist die Breite des SPD-Auftritts in den sozialen Netzwerken. Von Snapchat über Twitter und Instagram werden alle Kanäle bespielt. Insbesondere bei Instagram werden mit Hilfe von Jugendfotos zudem emotionale und sehr persönliche Geschichten über die Kandidaten erzählt.
Die Grünen
„Für die Grünen ist das Internet zum Schlüsselmedium geworden so wichtig wie Fernsehen und Plakat,“ so Kampagnenchef Robert Heinrich. Besonders interessant: Bei den Grünen landet die Hälfte ihres Wahlwerbebudgets in Social Media – also rund 900.000 Euro. Während früher noch die eigene Website im Vordergrund stand, setzen die Grünen nun auf das Konzept „Homeless Media“ und die „Grüne Netzfeuerwehr“. Das heißt zum einen, dass Inhalte in den sozialen Netzwerken nicht über die Homepage angeboten werden, zudem wurde eine Gruppe gegründet, die gegen Falschmeldungen vorgehen soll. Die Grünen schneiden ihre Inhalte spezifischer als andere Parteien auf Zielgruppen zu. Facebook erlaubt es beispielsweise, Beiträge nur an Freunde mit einem bestimmen Geschlecht, Interessen oder Bildungsgrad zu verschicken.
Die AfD
Allein die Facebook-Seite der Bundespartei hat mehr als 300.000 Fans, sehr viel mehr als alle anderen Parteien. Für die AFD ist laut Pressesprecher Christian Lüth dieser Erfolg auf Facebook mit einem Informationsbedürfnis zu erklären: „Wir decken das Informationsbedürfnis vieler Menschen, die sich durch die Mainstreammedien falsch informiert fühlen. Deshalb kommen sie zu uns.“ Zudem setzt die AfD gezielt auf emotionale „Aufreger“-Themen für die breite Masse und will so vor allem auch Nichtwähler an die Urne zurückholen.
Die FDP
Als besonders erfolgreich wird das Social-Media-Verhalten der Freien Demokraten jüngst bei den Wahlen in Nordrhein-Westfalen beschrieben. „Facebook- und Google-Werbeanzeigen spielen eine zentrale Rolle bei den Liberalen“, so Nils Droste, Bundessprecher der FDP. Zudem will die FDP in dem sozialen Netzwerk ausgewählte Wählergruppen ganz gezielt mit drei Themen ansprechen, nämlich Digitalisierung, Bildung und Rechtstaat. Neben Facebook-Werbeanzeigen wird im Wahlkampf 2017 auch auf Formate wie Facebook-Live gesetzt. Zudem nutzt die FDP gezielt kurze Filme in den sozialen Netzwerken zur Wähleransprache, insbesondere Statements von Spitzenkandidat Christian Lindner. Auch ein WhatsApp-Kanal gehört zur Mobilisierungs-Offensive.
Die Linke
Auf WhatsApp geht auch die Partei Die Linke. Die Partei hat eine Gruppe mit dem Namen „Team Sahra“ für Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht eingerichtet. Auch bei Twitter und Instagram ist die Linke aktiv. Insbesondere bei Facebook spricht sie gezielt Wählergruppen an. Laut einem Sprecher wird Facebook-Werbung gezielt an Nutzer ausgerichtet, die auch Gewerkschaften oder NGO´s folgen. Aus Mangel an Unternehmensspenden baut die Partei verstärkt auf den Einsatz freiwilliger Genossen und hat hierfür eine eigene Kampagnenseite unter linksaktiv.de eingerichtet. Die Linke will einen fünfstelligen Betrag in den digitalen Wahlkampf stecken. Ein besonderes Schmankerl für den Wahlkampf der Partei die Linke wird zudem mit dem „Weckton Gysi“ (für Android und iPhone) auf der Website bereitgestellt.
Fazit:
Insgesamt sind die Vorbereitungen aller Parteien im Bereich Social Media geprägt von der Vielzahl der Möglichkeiten und dem Wunsch in allen Bereichen gleichsam zu punkten. War der Bereich Social-Media 2013 noch eher schmückendes Beiwerk, so wird der Wahlkampf 2017 im Netz immer aktiver ausgefochten. Politische Entscheidungen und auch die Wahlen werden zu digitalen Events. Blickt man beispielsweise auf die französischen Präsidentschaftswahlen, so bleibt vor allem das beindruckende #EnMarche von Emmanuel Macron in Erinnerung. Mit dem richtigen trending topic kann die Politik beweisen, dass sie die Mechanismen der Netz-Gesellschaft versteht, annimmt und vor allem damit Wählerinnen und Wähler mobilisiert.
Eine gute Übersicht über die Social-Media-Aktivitäten der Parteien und ein Ranking bietet beispielweise die Seite Pluragraph https://pluragraph.de/categories/parteien :
Gemessen wird hier die Zahl der addierten Fans & Follower bei Google+, Facebook, Instagram und Twitter +Punkte für Unterseiten. Aktuell ergibt sich hier – Stand 25.07.2017 – folgendes Ranking:
- Bündnis 90/Die Grünen
- Alternative für Deutschland
- SPD
- DIE LINKE.
- CDU
- FDP
- CSU
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