Von einigen Akteuren im Berliner Politikbetrieb sagt man gerne, sie würden „hinter den Kulissen die Fäden ziehen“. An dieser Beschreibung der unauffälligen Makler der Macht stimmt, dass sie in der Öffentlichkeit nicht bekannt sind. Ihr Job als Berater und Vertraute ist aber noch wichtiger, als diese Formulierung vermuten lässt. Tatsächlich zimmern und schieben sie die Kulissen, vor denen Spitzenpolitiker vorteilhaft wirken sollen. Und ihre Fäden sind nicht nur feine Gespinste in Netzwerken. Sondern auch Sicherheits-Taue für Chef oder Chefin und Fallstricke für deren Gegner.
An der Seite der SPD-Größen
Die kommende SPD-Chefin Andrea Nahles zum Beispiel stützt sich auf einen Mann, der schon seit vielen Jahren an verschiedensten Stellen SPD-Größen berät. Hannes Schwarz war unter anderem Sprecher für den damaligen Arbeitsminister Olaf Scholz und für Frank-Walter Steinmeier, als der Fraktionschef war. An Nahles Seite ist er schon seit ihrer eigenen Amtszeit als Arbeitsministerin als Planungschef und strategischer Berater zu finden und damit für entscheidende Weichenstellungen verantwortlich, ohne in der Öffentlichkeit bekannt zu sein.
Den klugen Kopf hinhalten
Während seiner Sprechertätigkeit im Arbeitsministerium wirkte Schwarz eng mit einem weiteren SPD-Strippenzieher zusammen, der damals das Büro von Minister Scholz leitete: Wolfgang Schmidt. Der gebürtige Hamburger folgt Scholz getreulich und ist derzeit „Staatsrat und Bevollmächtigter der Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund, bei der Europäischen Union und für Auswärtige Angelegenheiten“. Er hielt seinen klugen Kopf hin, als Scholz wegen der G20-Krawalle 2017 in unruhiges Fahrwasser geriet. Schmidt könnte auch wieder an seiner Seite zu finden sein, wenn der jetzige Hamburger Bürgermeister als Finanzminister und Vizekanzler nach Berlin wechselt.
SPD-Männer gegen Girls‘ Camp
So könnte in einer künftigen großen Koalition, wenn sie denn kommt, im Schatten von Angela Merkel, Nahles und Scholz ein Duell zweier Männer mit zwei Frauen als Maklern der Macht bevorstehen. Denn der Bundeskanzlerin halten unverändert Büroleiterin Beate Baumann und Medienberaterin Eva Christiansen den Rücken frei.
Der Posten-Papst der CDU
Weitgehend unbekannt ist jedoch nach wie vor ein anderer Polit-Profi, der mit vielerlei Interessen und Machtansprüchen jonglieren muss: Eckhardt Rehberg, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Mecklenburg-Vorpommern. Als solcher bundesweit kaum bekannt, ist er in der CDU/CSU-Fraktion die entscheidende Schaltstelle für die Postenvergabe. Er ist Sprecher der CDU-Landesgruppen der Fraktion und damit gewichtigstes Mitglied der so genannten „Teppichhändlerrunde“, die den Proporz zwischen allen Landsmannschaften und soziologischen Gruppen wahren muss. Das bedeutet: Bekommen die Baden-Württemberger irgendwo ein Pöstchen, wollen auch die Nordrhein-Westfalen eins. Die Gruppe der Frauen will ebenso berücksichtigt werden wie die der Arbeitnehmer. Undsoweiter. Rehberg muss ein diffiziles und delikates Gleichgewicht aufrechterhalten und hat ein entscheidendes Wort mitzusprechen, wenn Positionen im Fraktionsvorstand, den fachpolitischen Arbeitsgruppen und den Bundestagsausschüssen zu vergeben sind. „Es ist manchmal ein bisschen wie auf dem Basar“, erklärt er den Begriff „Teppichhändlerrunde“.
Die breite Öffentlichkeit kriegt von dem Gefeilsche oft nichts mit – Teil von Rehbergs Job. Wie die anderen Makler der Macht hat er ihn dann gut gemacht, wenn er möglichst geräuschlos vonstatten geht.
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