Welche Rolle spielen Social Bots bei der Bundestagwahl 2017?
Neben dem Thema FAKE NEWS sind es vor allem Social Bots, die die Gemüter erhitzen. Da die Bundestagswahl vor der Tür steht und sich in jüngster Vergangenheit gezeigt hat, wie wichtig die Deutungshoheit, auch im Netz geworden ist, sind die sogenannten Social Bots ein echtes Thema geworden.
Was aber steckt dahinter? Und was sind Social Bots?
Social Bots (abgeleitet aus dem Englischen von „robot“) sind Computerprogramme, die automatisiert im Internet kommunizieren. Social Bots simulieren menschliche Verhaltensmuster und treten in sozialen Netzwerken auf, um dort menschliche Meinungen vorzutäuschen und um Einfluss auszuüben. Die Wirkung von Social Bots ist unter Sachverständigen nach wie vor fraglich. Ihre Existenz aber nicht. Dass Social Bots existieren sei ein Faktum, sagte Prof. Dr. Simon Hegelich, Hochschule für Politik München jüngst bei einem öffentlichen Fachgespräch des Büros für Technikfolgen-Abschätzung. Es gebe im Internet zahlreiche manipulierte Trends und Infos, auch im völlig unpolitischen Bereich. Sämtliche Diskurse und alle möglichen Netzwerke seien von algorithmischen Verzerrungen betroffen. Weltweit könnten 100 Millionen Social Bots aktiv sein, schätzt der Professor für Political Data Science an der Hochschule für Politik München. Man dürfe sich jedoch von deren massenhaftem Auftreten nicht zu falschen Schlussfolgerungen verleiten lassen.
Wie nehmen Social Bots Einfluss?
Die wichtigsten Kanäle für Bots sind dabei die sozialen Netzwerke. Vor allem Twitter, denn ohne großen Aufwand lassen sich auf Twitter computergenerierte Nutzer erstellen, die eigene Beiträge verfassen oder Beiträge retweeten. Im Jahr der Bundestagswahl machen nicht nur gezielte Falschmeldungen, sondern auch Social Bots auf Twitter und Facebook einige Politiker nervös. Nicht erst seit dem Einsatz von Social Bots bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen, sondern schon im Konflikt in der Ukraine oder während der Brexit-Kampagne in Großbritannien wurde hierüber debattiert. Die Social Bots können zwar selbst nicht an die Wahlurne gehen, aber die Wähler in ihrer politischen Entscheidung beeinflussen. Sie verbreiten Nachrichten und versuchen politische Trends zu setzen, sie polarisieren, manipulieren und verstärken bestimmte Meinungen oder verbreiten falsche oder unvollständige Informationen.
Wie treten Social Bots in den sozialen Netzwerken auf?
Social Bots sind Programme, die selbständig handeln. Beispielweise als Chatbots kommunizieren sie innerhalb einer App wie dem Facebook Messenger mit den Nutzern, indem sie deren Fragen und Reaktionen analysieren und hier je nach Programmierung vorformulierte Antworten schreiben. Social Bots können aber auch voreingestellte Botschaften verschicken oder formulieren eigenständig neue Botschaften. Social Bots antworten auf bestimmte Schlagworte oder retweeten automatisch die Tweets von ausgewählten Menschen zu einem bestimmten Thema. Sie sorgen also für Zustimmung oder Weiteverbreitung bestimmter Botschaften. Social Bots sind in den sozialen Medien mitunter schwer zu erkennen. Retweetet ein Account beispielsweise schon wenige Sekunde nach der Veröffentlichung eines Tweets, dann handelt es sich wahrscheinlich um einen Social Bot. Ob ein Post von einem Bot oder einem Menschen kommt, ist dann besonders schwer zu erkennen, wenn nur ein einzelner Post in der eigenen Timeline auftaucht. Inzwischen gibt es professionelle Webdienste, die sich aufs Erkennen von Bots spezialisiert haben, wie beispielsweise das Botometer. Eine Studie der Oxford University zum Thema Social Bots kam zu dem Ergebnis, dass Accounts, die mindestens 50 Tweets am Tag ausstoßen oder stets die gleiche Anzahl an Tweets, in den meisten Fällen Social Bots sind. Social Bots fallen im Netz also vor allem durch die Häufigkeit und die Geschwindigkeit ihrer Tweets auf.
Werden Social Bots die Bundestagswahlen 2017 beeinflussen oder sind andere Faktoren von größerer Bedeutung?
In Deutschland haben die großen Parteien bis dato auf den Einsatz von Social Bots verzichtet und sich auch gegen den Einsatz der Social Bots ausgesprochen. In der AfD war das Thema lange umstritten. Die Grünen fordern sogar ein Gesetz gegen Social Bots. Bei anstehenden Bundestagswahl setzten die Parteien vielfach immer noch auf die klassischen Wahlkampfelemente, wie Plakate, Flyer und Info-Stände. Dieser Rückgriff auf den analogen Wahlkampf ist vor allem dem berühmten demographischen Faktor geschuldet. Nach einer Berechnung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) werden die über 60-Jährigen in diesem Jahr die größte Wählergruppe bei der Bundestagswahl stellen. Sie werden damit das Ergebnis deutlich beeinflussen, den Senioren wählen zuverlässiger. Insgesamt lässt das Potenzial der Social Bots, als Multiplikatoren oder Chatroboter vermuten, dass ihr Einsatz künftig stetig zu nehmen wird.
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