Ein Plus von zehn Prozent jedes Jahr bei den Rechercheanfrage? Welcher Verband kann das über sich berichten? Beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) ist es gelungen. Wie? Das verrät Dr. Jobst-Hinrich Wiskow im Interview mit k-news.
Tempo & Teamplay
Dr. Jobst-Hinrich Wiskow verantwortet seit 2007 die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des BDI. Im BDI, der Spitzenorganisation der deutschen Industrie und industrienaher Dienstleister, sind mehr als 100.000 Unternehmen mit rund 8 Millionen Mitarbeitern und knapp 40 Branchenverbände organisiert. Seine Kommunikation richtet der BDI an die Mitgliedsverbände, die interessierte Öffentlichkeit sowie an Medien und Politik. Bevor er zum BDI stieß, war Dr. Jobst-Hinrich Wiskow als Journalist tätig, unter anderem für das Wirtschaftsmagazin Capital, Focus-Money, den Tagesspiegel und den Westdeutschen Rundfunk. Für k-news blickte Dr. Jobst-Hinrich Wiskow in die Zukunft.
Herr Dr. Wiskow, was ist für Sie der wichtigste Kommunikationskanal der Zukunft?
Die klassische Medienarbeit, vom Interview über das Pressegespräch bis zur Pressemitteilung, bringt uns als Spitzenverband immer noch die mit Abstand größte Reichweite. Wir erhalten aber sehr viel Lob dafür, dass der BDI immer mehr Kanäle bedient und mit viel Einsatz die Online-Kommunikation und Social-Media-Aktivitäten verstärkt. Was in der Kanaldiskussion nicht verloren gehen darf: Unsere Erfahrung bestätigt immer noch die Binsenweisheit – auf den Inhalt kommt es an! Damit erzielen wir wachsende Reichweiten.
Wie wichtig sind Journalistenkontakte für Sie – und was tun Sie, um sie in Zeiten größerer Diversität von Kanälen zu erhalten?
Journalistenkontakte sind für uns essenziell. So erfährt man am besten, welche Themen interessieren und um welche Fragen wir uns zu kümmern haben. Wir sind im BDI ziemlich verwöhnt, weil wir immer noch steigende Medienanfragen verzeichnen. In den vergangenen Jahren steigt dieser Wert jährlich um mehr als zehn Prozent. Dies ist an sich erstaunlich, weil ich oft höre, die Zahl recherchierender Journalisten gehe zurück und Anfragen ließen nach. Bei uns ist das Gegenteil der Fall. Wir versuchen, alle zufriedenzustellen, die sich die Mühe machen, uns persönlich zu kontaktieren. Wir führen relativ viele Hintergrundgespräche, oft mit den Fachexperten aus dem Haus. Dieser Service kommt gut an. Übrigens auch im Ausland. Dank der Themenkonjunktur – Brexit, China, Trump – hat die Zahl der Anfragen ausländischer Medien in den vergangenen Jahren noch stärker zugenommen. Beim Thema Brexit sind wir zu einer sogar im Vereinigten Königreich regelmäßig wahrnehmbaren Stimme geworden.
Welches Ihrer Projekte war kommunikativ besonders erfolgreich und was war das Geheimnis? (Best Case)
Bleiben wir beim Brexit. Wir haben quasi bei null angefangen und sind inzwischen einer der Ton angebenden Player – und auch in britischen Medien regelmäßig vertreten. Es gibt im Grunde zwei einfache Erfolgsrezepte. Erstens Tempo, zweitens Teamplay: Zwischen zuständiger Fachabteilung und Presseabteilung gibt es einen dauernden Kontakt, wir haben den Austausch auch in neuen internen Formaten institutionalisiert. Der BDI hat beispielsweise zusätzlich zu bestehenden Gremien eine Brexit-Taskforce aufgebaut – mit rund 250 Vertretern aus dem BDI, auch aus der Presseabteilung, und seinen Mitgliedsverbänden, aus anderen Verbänden und vielen Unternehmen. Die Taskforce hat immer wieder viel neuen Inhalt erzeugt, mit dem wir kommunikativ wunderbar arbeiten konnten. Das tröstet zumindest, denn natürlich tut es weh, dass die Briten die EU verlassen wollen. Daher verfahren wir nach der Devise: Let’s prepare for the worst – and hope for the best.
Vielen Dank für das Gespräch!
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